Diary

predictability addiction in "love is blind"

2024, april 4

unintendierter weise kristallisiert die reality-show "love is blind" toxische narrative der romantischen liebe heraus, die auch auf weitere gesellschaftliche normen hindeuten. neben den offensichtlichen gender klischees springt mir da besonders die predictability addiction ins auge, die die show unfreiwilliger weise hochstilisiert. ich finde es bizarr, wie die show es zelebriert, den beginn einer romantischen connection im schnelldurchlauf zu absolvieren. damit reproduziert die show die art von lebensfeindlicher urgency, die die magischsten teile des lebens überspringt, um möglichst schnell eine art gewissheit zu erlangen, die ohnehin unmöglich ist. wieso sollte ich gerade die zauberhaftte anfangszeit einer liebe überspringen wollen?! die zeit, in der man vor glücksexplosion nicht weiß, wohin mit sich und jeder tag sich anfühlt, als ob man sonnenstrahlen gefrühstückt hätte. diese abhängigkeit von falscher vorhersehbarkeit ist dermaßen erfahrungsfeindlich. wenn wir in der falle dieser predictability addiction stecken, verpassen wir den moment, wenn der himmel zuckerwattefarben wird und es plötzlich anfängt, macarons zu regnen.

Katti Jisuk